PRESSEMITTEILUNG
„Naturwein ist keine Geschmacksrichtung“

Die einen lieben sie, die anderen fühlen sich herausgefordert: Naturweine. Surk-ki Schrade, Pionierin der Szene in Deutschland, wundert sich darüber – denn eigentlich sagt das Wort nur etwas über die Herstellung aus, nicht aber über den Geschmack. Davon können sich Profis wie Laien bei ihrem »Weinsalon Natürel« im März in Köln überzeugen.

Surk-ki Schrade hatte ihr Erweckungserlebnis 2008. Oder auch ihr Erschütterungserlebnis. In dem Jahr besuchte Schrade mit einem Freund eine Weinmesse in Marseille – und trank dort ihren ersten Naturwein. Sie wunderte sich über den Begriff »vin naturel«, ging sie doch davon aus, dass Wein schlicht vergorener Traubensaft ist und damit immer ein natürliches Produkt.

»Auf der Messe lernte ich, welche Mittelchen bei der Weinherstellung alle erlaubt sind. Und ich fragte mich: Warum hab ich davon nie was auf dem Etikett gelesen?« Der Grund dafür ist einfach: Wein ist laut EU-Gesetzgebung ein Genussmittel. Und da muss man sehr viel weniger deklarieren als bei Lebensmitteln. »Da war ich erzürnt. Es war ein Schockerlebnis für mich«, erinnert sich Schrade. »Ich habe gar nichts gegen Zusatzstoffe und Hilfsmittel. Aber ich möchte wissen, was ich konsumiere. Und bei herkömmlichen Weinen habe ich keine Chance auf Transparenz.«

Naturwein-Pionierin in Deutschland

Die Messe in Marseille war eine reine Naturweinmesse und so probierte sich Schrade durchs Angebot. »Das hat mir alles sehr gut geschmeckt«, erzählt sie. Und so entschied sie sich: In ihr Glas soll nur noch Naturwein kommen. Zurück in Deutschland entpuppte sich dieses Vorhaben aber als schwieriger als gedacht – sie fand gerade einmal einen Händler im ganzen Land, der gerade einmal drei Naturweine im Angebot hatte. Das hat ihr nicht gereicht. Und so eröffnete sie   mit »La Vincaillerie« in Köln 2009 selbst die erste Naturweinhandlung Deutschlands.

Und wurde dabei zur Pionierin. Ihre Mission ist es, für Naturwein zu begeistern – und aufzuklären. »Ich treffe immer wieder auf Menschen, die einen Naturwein getrunken haben, der ihnen nicht geschmeckt hat. Daraus leiten sie ab: ich mag keinen Naturwein.«  Dabei habe Naturwein erstmal gar nichts mit Geschmack zu tun, sondern sei einfach eine bestimmte Art, Wein herzustellen. Er ist einfach nur vergorener Traubensaft. »Da kommt nichts rein – nichts raus. Hier und da gibt es einen minimalen Schwefelzusatz, aber vor allem sind diese Weine frei von synthetischen Pestizidrückständen und diversen Hilfs-, Zusatz- oder Schönungsmitteln.«

Dass das auch mal anders schmecken kann als gewohnte Schmacksbilder, weiß Schrade nur zu gut. »Naturweine werden gar nicht oder nur minimal geschwefelt – der Schwefel tötet dabei viele Mikrobakterien ab.« In manchen Naturweinen stoße man deshalb auf Gerüche und Aromen, die man in herkömmlichen Weinen nicht kennt. »Manche Menschen suchen genau danach – andere sind davon erstmal herausgefordert.«

Weinmesse wie Kunstausstellung kuratiert

Als Surk-ki Schrade anfing, mit Naturwein zu handeln, gab es in Deutschland noch gar keine Weingüter, die so arbeiteten: »In Frankreich gibt es schon seit Ende der 70er Weingüter, die Naturwein herstellen. In Deutschland gab es zuerst die Händler – mich in Köln, dann noch einen Laden in Berlin, einen in Hamburg und einen in München.«

2015 organisierte Schrade erstmals den »Weinsalon Natürel«, die erste und bis heute größte Naturweinmesse in Deutschland. »Damals kamen gerade einmal fünf deutsche Weingüter, die auch nicht besonders viel Auswahl dabei hatten.« Das hat sich inzwischen geändert.

Vom 9. und 10. März findet in Köln der inzwischen 8. Weinsalon in Köln Ehrenfeld statt. »Von über 70 Weingütern kommen in diesem Jahr 23 aus Deutschland, da hat sich also sehr viel getan«, sagt Schrade. Ihr ist es aber wichtig, dass auf der Messe ein breites Spektrum an Naturwein gezeigt wird. »Ich kuratiere den Weinsalon eigentlich wie eine Kunstausstellung«, erzählt Schrade, die ursprünglich aus der Filmbranche kommt. Neben Stars der Naturwein-Szene lädt sie deshalb auch bewusst Weingüter aus Ländern ein, die für Wein hierzulande weniger bekannt sind – etwa die Schweiz, Bulgarien oder die Slowakei.

Weinsalon Natürel
Wann: 15. & 16. März 2025 von 11-18 Uhr (ab 14 Uhr für Privatbesucherinnen)
Wo: Balloni, Ehrenfeldgürtel 88-94 / 50823 Köln
Ticketpreise: 23,00 + 2,00 Glaspfand an der Tageskasse oder im VVK
Mehr Infos: https://www.weinsalonnaturel.com/